Verändern durch Kommunikation!

In fast allen Organisationen sind heutzutage ständig zwei Wörter zu hören: Veränderung und Kommunikation. Dies trifft auch auf die FCI zu.

Veränderung
Die Veränderung ist ein natürlicher Entwicklungsprozess, der stets präsent zu sein hat! Andernfalls ist die Arbeit der Organisation nicht auf eine qualitative und stabile Zukunft ausgerichtet...

En paar Beispiele dafür, was wir tun sollten:

  • Uns verstärkt für die Gesundheit und das Wohlergehen unserer Hunde engagieren, die Bestandteil unserer Gesellschaft sind, und insbesondere mit Tierschutzorganisationen zusammenarbeiten;
  • die Qualität unserer Hunde stets auf hohem Niveau halten.

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Gerard Jipping
Schatzmeister der FCI
Interview mit Marlene Wartenberg, Leiterin, Vier Pfoten

Vier Pfoten stellt sich vor

VIER PFOTEN setzt sich für eine Welt ein, in der Menschen Tiere mit Respekt, Empathie und Verständnis behandeln. Unsere Aufgabe ist es, den Tieren unter menschlicher Kontrolle eine starke, weltweite und unabhängige Stimme zu verleihen indem wir


  • nachhaltige Lösungen für Tiere in Not schaffen
  • Herzen berühren und das Verbraucherverhalten ändern
  • Gesetzesänderungen vorantreiben
  • starke Partnerschaften aufbauen.

Gibt es äquivalente Organisationen auf anderen Kontinenten?

Ich würde nicht unbedingt Äquivalent sagen. VIER PFOTEN wurde in Österreich als eine kleine lokale Tierschutzorganisation gegründet und hat sich zu einer internationalen Tierschutzorganisation entwickelt mit Büros in Österreich, Belgien, Deutschland, Ungarn, den Niederlanden, Rumänien, der Schweiz, Südafrika, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten. Bestimmte Missionen/Projekte wie unser Kastrationsprojekt für Streunertiere (SAC) oder die Tiernothilfe (dazu gehört auch die Rettung herrenloser Hunde und von Hunden mit Besitzern) führen wir auf allen Kontinenten durch und versorgen fast alle Tierarten. Es gibt auch andere international handelnde Organisationen, aber VIER PFOTEN ist die einzige europäische Tierschutzorganisation, die auf internationaler Ebene tätig ist.

Gibt es viele Unterschiede im Ansatz der unterschiedlichen europäischen Länder?

Das ist eine komplexe Frage, deren halbwegs befriedigende Beantwortung mehr Platz in Anspruch nehmen würde, aber ich werde versuchen, einen Überblick zu geben. Einerseits gibt es bereits eine gemeinsame europäische Auffassung zu Tierschutz, die in den EU-Rechtsgrundlagen festgelegt ist: In Art. 13 des Vertrags von Lissabon/ Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) werden Tiere ausdrücklich als „fühlende Wesen“ bezeichnet. Es bestehen jedoch weiterhin unterschiedliche Ansätze hinsichtlich der kulturellen und politischen Geschichte der Mitgliedsstaaten und ihrer Rechtssystemen. Das steht im selben Artikel: „religiöse Riten, kulturelle Traditionen und das regionale Erbe“ müssen berücksichtigt werden. Leider kommen diese Ausnahmeregelungen nicht zum Tragen, da es keine rechtlichen Definitionen gibt und diese müssen vorangetrieben werden.

Hinsichtlich der Hunde, ist ein Nord-Süd- und ein Ost-West-Gefälle festzustellen. Sie wissen sicherlich von der Überbevölkerung der Hunde und Katzen. In einigen Mitgliedstaaten steckt ein großes Geschäft dahinter, sogar organisiertes Verbrechen, das es erschwert, (bestehende und finanzierte) nachhaltige Lösungen durchzuführen. Hinzukommt, dass es in einigen Mitgliedstaaten, aufgrund der historisch unterschiedlichen Rechtssysteme, erlaubt ist, ein gesundes Tier zu töten - nicht nur für die Ernährung oder Produkte, sondern auch, wenn es zu viele von ihnen gibt, z.B. in einem Heim. Inzwischen wird diese Methode jedoch von der Mehrheit der Mitgliedstaaten nicht mehr akzeptiert und es ist nun streng untersagt, ein gesundes Tier zu töten. Besonders einige neue Mitgliedstaaten verbieten in ihren neuen Tierschutzgesetzen Massentötungen von Hunden, „Euthanasie“ genannt, was jedoch nicht der korrekte Begriff ist - wie in mehreren Expertenkonferenzen bereits diskutiert wurde - und haben sogar Maßnahmen eingeleitet, z.B. in Bulgarien. Die Durchsetzung des Gesetzes steht jedoch auf einem anderen Blatt geschrieben. Die unterschiedliche Auffassung führt manchmal zu Problemen, und sogar mehr als das: wie bereits erwähnt führt das auch zu einem üblen Geschäft hinter Streunertieren oder Zuchtwelpen oder zur illegalen Zucht für Hundekämpfe.

Wo sehen Sie Gemeinsamkeiten zwischen Ihrer Organisation und der FCI?

Beide Organisationen respektieren die Hunde und sehen sie als bewundernswerte Tiere an, die uns, den Menschen, nah sind. Und wir setzen uns für eine verantwortungsvolle Hundehaltung ein. Das bedeutet, beide Organisationen wollen

  • kein Leiden der Hunde
  • keine Hunde, die auf der Straße leben
  • keine herrenlosen und ausgesetzten Hunde
  • nur Hunde mit Besitzern, die gut geschult und informiert sind
  • nur seriöse Züchter – keine illegale Zucht
  • nur einen minimalen und legalen Hundehandel

Das bedeutet, dass ich für beide Organisationen eine große Herausforderung sehe in Bezug auf den Einsatz gegen illegale Welpenzucht, die sehr viel Leiden für die Tiere verursacht und Europa mit kranken Tieren überschwemmt, da sie auch früh von ihrer Mutter getrennt und nicht sozialisiert werden. Wir müssen die Kunden informieren und sie überzeugen, keine Hunde in einem Supermarkt, auf einem Straßenmarkt oder einem Parkplatz zu kaufen, oder von anderen zweifelhaften Quellen, z.B. im Internet.

Was sind Ihre aktuellen Prioritäten?

Zurzeit arbeiten wir an den drei von uns gemeinsam mit wichtigen Partnern initiierten und geschaffenen Netzwerken und Webseiten:

www.carodog.eu, www.carocat.eu und das Netzwerk für Durchsetzung www.lawyersforanimalprotection.eu

Wir führen unsere internationale Aufklärungskampagne gegen den illegalen Welpenhandel durch und erarbeiten Strategien für eine EU-weite Etikettierung von Produkten, die verarbeitete Eier enthalten. Wir bereiten eine Expertenkonferenz mit dem Thema „Wildtiere in Gefangenschaft – Schutz, Gesetz und Durchsetzung“ gemeinsam mit der Born Free Foundation für den 19. Juni in Brüssel vor und unser Tagesgeschäft besteht natürlich in der Politikberatung in mehreren Ausschüssen der Europäischen Kommission und des Dachverbands Eurogroup for Animals. Im Allgemeinen sind wird die Tierschutzorganisation in Brüssel, die sich besonders mit der EU-weiten Durchsetzung des Gesetzes beschäftigt (auf der diesbezüglichen Webseite gibt es zahlreiche Informationen).

Was sind die größten Gefahren/ Chancen für Hunde in unserer heutigen Gesellschaft?

Hunde sind unsere besten und treuesten Freunde – und die ältesten domestizierten Tiere.

Aber zuerst zum ersten Teil der Frage: ein Teil der Gefahren, die ich bereits angesprochen habe, ist es, wenn Hunde nicht als „fühlende Wesen“ angesehen werden, sondern als Spielzeug oder Gegenstand, die man wegwerfen kann, oder sogar als eine Art „Abfall“ auf der Straße (in einigen Mitgliedstaaten sammeln beispielsweise die städtischen Müllabfuhren Streunerhunde von den Straßen), oder sie werden grausam getötet, vergiftet, geschlagen. Die andere Gefahr ist das ganze Gegenteil, nämlich das Aufdrängen der Rolle eines menschlichen Wesens, z.B. ein Kind oder Partner, und die Ausstattung mit menschlichen Accessoires, wie Modekleidung, Hüte, Brillen… Unsere besten Freunde sind fühlende eigenständige Wesen und wir – die Menschen – müssen ihr natürliches Verhalten, ihre Bedürfnisse und ihren rassebedingten Charakter erlernen und kennen. Außerdem sind Hunde nicht nur unsere Spazier- und Spielgefährten und Kommunikationspartner, sie sind auch für unsere Seele und psychische Verfassung wichtig. Darüber hinaus belegen wissenschaftliche Studien, dass Hunde auch die körperliche Verfassung des Menschen sichtbar stärken können (darüber gab es interessante Vorträge beim FCI-Symposium in Brüssel im November 2011). Sie üben auch zunehmend eine therapierende Rolle aus. VIER PFOTEN leitet ein Projekt diesbezüglich: wir wählen Mischlinge und Zuchthunde (professionell) aus, auch unter Streunern, und bilden sie zu Therapiehunden aus. Wir gehen dann mit ihnen zu autistischen Kindern in Rumänien, zu Senioren in Pflegeheimen und Krankenhäusern, in Schulen, damit die Kinder, den Kontakt mit Hunden erlernen. Hunde dienen uns auch zum Aufspüren von Drogen an unseren Grenzen, als Wächter über uns, unsere Häuser und unsere Schafherden, was sie schon seit mindestens zehntausend Jahren tun. Daher sollten wir sie als die wert- und wundervollen Tiere anerkennen, die sie sind.

Abschließend möchte ich noch ein mir sehr liebes Zitat von Konrad Lorenz, dem österreichischen Wissenschaftler und Verhaltensforscher, anbringen: „Der Wunsch, ein Tier zu halten, entspringt einem uralten Grundmotiv – nämlich der Sehnsucht des Kulturmenschen nach dem verlorenen Paradies“.

Welche Veranstaltungen organisieren Sie und für welches Zielpublikum?

Auf EU-Ebene organisieren wir Expertenkonferenzen mit den Entscheidungsträgern der EU, zuständigen Behörden, Tierärzten, Anwälten, NRO und anderen Interessengruppen, um Wissen zu teilen und strategische Lösungen zu erarbeiten (siehe dazu unsere Webseite: www.vier-pfoten.euin der Rubrik „conferences“). Wir organisieren auch Gespräche am runden Tisch und Arbeitsgruppen in diesen Bereichen.

Können Sie uns CAROdog vorstellen?

Ziel der Webseite ist es, verantwortungsvolle Hundehaltung zu fördern und dem Hundeleid auf den Straßen ein Ende zu setzen – das letztendliche Ziel ist es, eine angemessene Anzahl an Hunden in der Gesellschaft, das heißt nur Hunde mit Besitzern, zu verzeichnen. Wir liefern strukturierte, auf Tatsachen beruhende Informationen für die Komponenten einer verantwortungsvollen Hundehaltung:

  1. Schulung, Information, Ausbildung
  2. tierärztliche Vorbeugung
  3. systematische Geburtenkontrolle
  4. Identifizierung und Erfassung in einem kompatiblen EU-System
  5. zugelassene und registrierte Züchter (um seriöse Züchter einfacher zu finden)
  6. nur legaler Handel

Derzeit ändern wir das Layout unserer nationalen Rechtsprofile, um sie benutzerfreundlicher zu gestalten, damit die unterschiedlichen nationalen Rechtssysteme und Hundevorschriften in den EU-Mitgliedstaaten einfacher miteinander verglichen werden können. Wir hoffen, dass der Bereich zum 01. Mai verfügbar sein wird.